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Das amerikanische Ausbildungssystem

rw-admin | 03/03/2015

Seit vielen Jahren gehört das deutsche Ausbildungssystem zu einem der besten der Welt. Jahr für Jahr werden zahlreiche Fachkräfte in den Bereichen Ingenieurwesen, IT, und Maschinenbau ausgebildet – ein Bereich der in den USA längst nicht so ausgeprägt ist.

In der Tat herrscht in den meisten Teilen der USA ein Fachkräftemangel in sogenannten high-tech Bereichen wie Engineering. Besonders europäische Unternehmen in den USA haben oftmals Schwierigkeiten ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu finden, die ihren qualitativ hochwertigen Produkten gerecht werden.

Wir in den Carolinas wissen, das dies besonders für deutsche Unternehmen eine Herausforderung darstellt. In den letzten Jahren hat sich beispielsweise Charlotte zu einer Hochburg für deutsche Firmen entwickelt und bietet einen äußerst interessanten und wettbewerbsfähigen Markt für deutsche Unternehmen. Jedoch haben diese oft Probleme, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden – ein Problem, welches ein Berufsausbildungssystem, wie es in Deutschland existiert, lösen könnte.

Ausbildung in den USA –

Wie sich das amerikanische Konzept von dem deutschen unterscheidet

von The Q Works Group

Obwohl es in den frühen Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts eine Initiative zur Lehrausbildung gab, die an das deutsche System anlehnte, ist das Konzept der „Lehrausbildung“ in de USA heute nicht sehr verbreitet.

In Amerika sind Schulgesetze und damit einhergehend, Berufsausbildungsgesetze, Angelegenheit des jeweiligen Bundesstaats. Nichtsdestotrotz gibt es eine übergreifende nationale Gesetzgebung und so wurde im Jahr 1917 durch die Verabschiedung des Smith-Hughes Act ein technisches Ausbildungssystem eingeführt und damit einhergehend die ersten Berufsschulen (Vocational Schools) gegründet. Hauptgrund war Unabhängigkeit von ausländischen Berufsschulen zu erlangen, die Möglichkeit die inländische Lohnstruktur zu erhöhen, der Rückgang der Arbeitslosigkeit, sowie mehr nationale Sicherheit zu erreichen. In späteren Jahren wurden Schulgesetze erweitert und zusätzliche eingeführt (nennenswert hier der Carl D. Perkins Vocational und Technical Education Act von 1984). Dies führte zu einer Ausweitung des Systems das u.a. die Einführung des Associate Degrees brachte. Letzteres gibt dem Absolventen die Möglichkeit eine technische Ausbildung zu erhalten, die den Arbeitsmarkt mit Fachkräften versorgt.

Heute wird der Großteil der Ausbildung über den zweiten Bildungsweg von privaten, zwei-jährigen „Community Colleges“ angeboten. Eine Schulung am Arbeitsplatz mit gleichzeitigem Besuch einer Berufsschule (Apprenticeship Program), ist nur sehr selten zu finden.

Der größte Unterschied in der Berufsausbildung zwischen den USA und Deutschland ist die fehlende Verbindung der unterstützenden Organisationen – Arbeitgeber/Unternehmen, Handelskammern und Gewerkschaft- und Arbeitgeber Organisationen. Amerikanische Unternehmen sind selten bereit die Kosten für einen Auszubildenden zu tragen (Gehalt, Berufsschule etc.), da die langfristigen Vorteile nicht erkannt werden. Ebenso sind auch potentielle Auszubildende nicht vorausschauend genug, um in diesem Bildungsweg eine langfristige Zukunft zu sehen.

Die in den letzten Jahren auftretenden Schwierigkeiten, Fachkräfte in high-tech Bereichen, beispielsweise Techniker, zu finden, hat zu einer neuen Diskussion zur „Ausbildung am Arbeitsplatz“ geführt. Derzeit werden erste Schritte zur Wiederbelebung der „Vocational Education“ (Berufsausbildung) getroffen, bis hin zur Idee, Community Colleges gebührenfrei zu gestallten.

Hier in Charlotte, NC wurde schon vor 10 Jahren  von mehreren europäischen Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Community College ein „Duales System zur Berufsausbildung“ angeboten. Mittlerweilen haben einige deutsche gross- und mittelständische Betriebe im Südosten Amerikas dieses Konzept erfolgreich übernommen.

Die Herausforderung  der Zukunft liegt in der Schwierigkeit, Fachkräfte zu finden. Laut Umfragen (durchgeführt von der AHK USA), erwarten 98% deutscher Niederlassungen ein Umsatzwachstum für das Jahr 2015. Es wird ebenso erwartet, dass der deutsche Mittelstand sich mehr auf die USA fokussiert. Deutsche Unternehmen setzen auf Innovation und Prozessoptimierung bei der Einführung von neuen Produkten. Umso wichtiger wird die Beschaffung von Fachpersonal sein. Eine Investition für die Zukunft ist daher das Investment im Bildungs- und Schulungsbereich, die Wiederbelebung  der „Berufsausbildung“  (Apprenticeship Program) sollte dazugehören.