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Von der Krux gutes Personal zu finden…und zu halten!

rw-admin | 03/06/2023

Allzuoft beschweren sich mitteleuropäische Firmen darüber, wie schwer es sei, auf dem US-Markt brauchbare Mitarbeiter zu finden und langfristig zu halten. Ob es nun tatsächlich schwerer ist als in Europa, das sei dahingestellt.

Fakt ist jedoch, dass es sich viele schwerer machen als sie es müssten bzw. darauf vergessen, dass schon vorab einiges zu beachten ist:

Small, but not too small

„Wir fangen mal klein an“ – ein gern verwendeter Satz, wenn es um die Gründung einer Auslandsfiliale geht. Ist es aber tatsächlich zielführend, erstmal nur mit einem Verkäufer in den riesigen US-Markt einzusteigen? Kann man es sich wirklich leisten, Mitarbeiter unter Wert zu bezahlen und keinerlei Krankenversicherung anzubieten, weil man „erst schauen will“, wie sich der Markt entwickelt? Die Antwort lautet nein. Wenn schon klein, dann bitte nicht zu klein und vor allem nicht planlos.

Wer gute Leute gewinnen und halten will, der muss einen ernst gemeinten Geschäftsplan bereithalten, der auch Zukunfts- und Wachstumsperspektiven für die Mitarbeiter aufzeigt.

Wesentlich ist weiters auch die Bereitschaft, in die Ausbildung der neuen Mitarbeiter (man beachte die unterschiedlichen Ausbildungssysteme!) und deren Eingliederung in die Firma zu investieren. Um zu verhindern, dass die US-Filiale sich nicht als Teil des Gesamtunternehmens sieht und womöglich ständig das “eigene Süppchen kocht”, gilt es, sich gezielt um die Kollegen in den USA zu bemühen und diese nach bestem Wissen und Gewissen in die Gruppe zu integrieren.

Appearance counts

Nein, nicht nur Bewerber stehen heutzutage auf dem Prüfstand, sondern auch die jeweiligen Arbeitgeber. Dafür sorgen schon Internetplattformen wie etwa Glassdoor o.ä. Mag sein, dass da mal ein verbitterter Exmitarbeiter ungerechtfertigterweise seiner Wut freien Lauf lässt. Ernstzunehmen ist sowas trotzdem. Keine Firma muss vorgeben etwas zu sein, was sie nicht ist. Sehr wohl aber muss sie sich bemühen, Positives zu schaffen und das dann entsprechend zu präsentieren, sodass das Unternehmen auch ausserhalb von Europa als attraktiver Arbeitnehmer wahrgenommen wird.

Heutzutage haben Bewerber oft die “Qual der Wahl”, sind mitunter so gefragt, dass sie zwischen mehreren Stellenangeboten wählen können. Umso wichtiger ist also das Firmenimage.

Letting go

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ – auch das scheint ein Leitsatz zu sein, mit dem viele mitteleuropäische Firmen in den amerikanischen Markt einsteigen. Wenn die Kontrolle aber soweit geht, dass den Mitarbeitern vor Ort die Hände gebunden sind, ist das weder dem Geschäft, noch der Stimmung zuträglich.  Es macht schlichtweg keinen Sinn, gute Leute einzustellen und die dann herumzukommandieren. Richtlinien sind gut und wichtig. Mindestens genauso wichtig ist es aber, zu verstehen, dass der amerikanische Markt einige Unterschiede zum europäischen Markt aufweist und man daher auch dem US-Management Handlungsspielraum geben muss.

No greatness without proof

Ein europäisches Unternehmen, das gerade eben in den USA Fuß zu fassen versucht, ist sozusagen ein unbeschriebenes Blatt. Wie „gut etabliert“ man in Europa ist, das zählt nicht wirklich. Den Bekanntheitsgrad und die Aktzeptanz, die man anderswo hat, die müssen erstmal wieder erarbeitet werden. Dass das in einem Land, das in etwa 27 Mal die Größe von Deutschland hat, einigermassen herausfordernd sein kann, ist klar.

Nach wie vor werden europäische Produkte zwar mit hoher Qualität assoziiert, aber wieviel zählt Qualität, wenn es z.B. beschwerlich ist, an die Produkte heranzukommen oder sich darüber zu informieren? Es gilt also, Strukturen zu schaffen und Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die es den US- Mitarbeitern ermöglichen, erfolgreich zu sein.

Zusammenfassend kann man sagen: Zum Ziel kommen ausländische Unternehmen, die sich an den US-Markt anpassen bzw. eine Arbeitsumgebung schaffen, wo beide Seiten voneinander lernen können und damit beweisen, wie weltgewandt sie wirklich sind.

Dass all dies gelingen kann, das zeigen die US-Niederlassungen einiger mitteleuropäischer Firmen immer wieder vor – Nachahmung strengstens empfohlen!